Ergebnisse im Überblick
Die vorliegende Studie zeigt anhand einer umfangreichen patentbasierten Technologieanalyse, wie die globalen Trends in den wichtigsten Autotechnologien aussehen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Analyse der Positionierung der bayerischen Automobilbranche in den wichtigsten Technologien im nationalen und internationalen Vergleich. Hierdurch können Stärken und Schwächen der bayerischen Unternehmen identifiziert werden.
Zwischen 2010 und 2022 hat sich der Bestand an globalen Weltklassepatenten in den Autotechnologien von knapp 25 000 auf über 55 000 mehr als verdoppelt.

Die Abbildung zeigt die weltweite Entwicklung der Weltklassepatente in ausgewählten Kategorien von 2000 bis 2022. Die Kategorie Elektrifizierung ist mittlerweile zur zweitgrößten Kategorie aufgestiegen mit knapp 13 Tsd. Weltklassepatenten im Jahr 2022. Die Forschungsdynamik ist auch am aktuellen Rand ungebrochen hoch, so dass in den kommenden Jahre weitere signifikante technologische Fortschritte bei Elektroautos zu erwarten sind.
Traditionelle Antriebstechnologien
- größte Automobil-Oberkategorie mit mehr als 18 000 Weltklassepatenten im Jahr 2022
- Höhepunkt 2019 erreicht; seitdem rückläufig
Elektrifizierung
- starker Anstieg der Forschungsaktivitäten
- seit 2010 haben sich die Weltklassepatente vervierfacht (von 3000 auf fast 13 000)
- Die wichtigsten Einzeltechnologien in dieser Kategorie sind Batterien, Elektroautos und -motoren
⇒ Grund: Wandel zur E-Mobilität
Autonomes Fahren und Vernetzung / Kommunikation
Die höchste relative Wachstumsdynamik war im Zeitraum 2010 bis 2022 in diesen Kategorien zu beobachten. In diesen Bereichen haben sich die Weltklassepatente seit 2010 vervielfacht:
- Vernetzung / Kommunikation von 1489 auf 9660
- autonomes Fahren von 530 auf 6514)
Brennstoffzellen / alternative Treibstoffe
In dem Bereich verlief die Entwicklung der Patentanzahl verhaltener. Zwar steigen die Weltklassepatente seit 2010 stetig an, doch die Dynamik kann nicht mit den meisten anderen Kategorien mithalten.
Industrie 4.0
Die Zahl der Weltklassepatente hat sich seit 2010 von rund 1000 Stück auf mehr als 3 800 Stück fast vervierfacht. Ein wesentlicher Wachstumstreiber dabei ist die zunehmende Vernetzung der Produktionsprozesse.
Beispielsweise sollen vorausschauende Wartungssysteme dazu beitragen, dass die Produktion ressourceneffizienter wird.
USA
- 17000 Weltklassepatente im Jahr 2022
- Technologieführer in den Bereichen:
- Vernetzung / Kommunikation
- Autonomes Fahren
- Mensch-Maschine-Interaktion
Japan
- 15000 Weltklassepatente im Jahr 2022
- Weltweit wichtigstes Forschungsland im Bereich Elektrifizierung und den traditionellen Antriebstechnologien
- In den letzten Jahren ist die Zahl der Weltklassepatente nur geringfügig gewachsen
Deutschland
- 8000 Weltklassepatenten im Jahr 2022
- 5000 Weltklassepatente bei traditionellen Antriebstechnologien und damit knapp hinter Japan
- Großer Rückstand zur Weltspitze bei den Themen Elektrifizierung, autonomes Fahren oder vernetzte Fahrzeuge
Dynamik in Europa

Deutschland in Europa klar vorne, aber Forschungsdynamik unterdurchschnittlich
In Europa ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Forschungsstandort im Bereich Automotive. Im Jahr 2022 kamen mehr Weltklassepatente aus Deutschland (7980) als aus allen anderen europäischen Ländern zusammen. Betrachtet man das Wachstum der Weltklassepatente seit 2010 stellt Deutschland im Vergleich der wichtigen Forschungsländer in Europa allerdings ein Schlusslicht dar.
Ganz vorne liegen im Dynamik-Ranking zwei osteuropäische Länder (Polen und Ungarn) sowie die skandinavischen Länder Schweden und Dänemark. In diesen Ländern hat sich der Bestand an Weltklassepatenten seit 2010 verdreifacht bis verfünffacht. Polen und Ungarn konnten in den letzten Jahren insbesondere in den Bereichen Vernetzung / Kommunikation, Elektrifizierung und autonomes Fahren ein hohes Wachstum bei den Weltklassepatenten erreichen. Zahlreiche Autounternehmen und -zulieferer haben Forschungsaktivitäten in Polen bzw. Ungarn (z. B. Stellantis (aiMotive) und Knorr Bremse in Ungarn, TomTom, Aptiv und Intel in Polen). Trotz des hohen Wachstums ist die Gesamtzahl an Weltklassepatenten aber in den osteuropäischen Ländern noch überschaubar (Polen: 58 Weltklassepatente im Jahr 2022, Ungarn: 65). In Schweden hat der Bestand an Weltklassepatenten dagegen mit rund 674 Stück bereits ein hohes Niveau erreicht.
Technologieführer China
In den letzten rund 20 Jahren gelang China ein rasanter Aufstieg zu einer der führenden Forschungsnationen in strategischen Technologien. Zu Beginn dieses Jahrhunderts war China z.B. in diesen Technologien noch kaum präsent. Heute liegt das Land im globalen Vergleich der Patentsituation in vielen technologischen Bereichen weit vorn. In Bezug auf die Forschungsdynamik kann aktuell kein anderes Land mit China mithalten.
„Es ist eine massive Untertreibung zu sagen, dass China nur einen Überblick über strategische Technologien hat.“
Kai Gramke, EconSight AG